Der Grenzwachturm bei Andau befindet sich im südöstlichen Burgenland, nahe dem Einserkanal, der die Grenze zwischen Österreich und Ungarn markiert. Andau liegt im Bezirk Neusiedl am See am Rand des weiten Seewinkels, einer von Sonne, Wind und flachen Ebenen geprägten Landschaft. Die Region ist charakterisiert durch offene Felder, Lacken, Wiesen und landwirtschaftlich genutzte Flächen. Sie ist Teil des Naturraums Neusiedler See–Seewinkel, in dem Feuchtgebiete, Trockenrasen und kultivierte Flächen zu einem vielgestaltigen Landschaftsbild verschmelzen.
Der Turm erinnert an den Ungarischen Volksaufstand von 1956, als Tausende Menschen über die damalige Grenzbrücke nach Österreich flohen. Die historische Brücke wurde zerstört, später jedoch im Rahmen einer grenzüberschreitenden Aktion 1996 wiedererrichtet. In diesem Zusammenhang entstand auch der heutige hölzerne Aussichtsturm, der als Grenzwachturm bezeichnet wird. Der Turm wurde in den 1990er Jahren auf Initiative von Josef Wally errichtet und ergänzt das Gedenkensemble mit Brücke, Gedenktafel und künstlerischen Elementen.
Architektonisch handelt es sich um eine funktionale Holzkonstruktion mit offener Plattform, die einen weiten Blick über die Ebene des Seewinkels bis in das ungarische Tiefland ermöglicht. Der etwa sechs Meter hohe Turm wird von einer Gedenktafel begleitet, die an die Ereignisse von 1956 erinnert und den historischen Kontext erläutert. Durch seine Position in der Landschaft verbindet der Turm Architektur, Geschichte und Natur zu einem Ort der stillen Reflexion.
Heute ist der Grenzwachturm in den Kulturwanderweg „Fluchtweg 1956“ integriert, der Andau mit der Grenzregion verbindet. Der Weg führt durch eine ruhige, von Landwirtschaft geprägte Umgebung, in der Naturbeobachtung und historische Reflexion zusammentreffen. Nachbargemeinden wie Tadten, Mönchhof und Wallern im Burgenland tragen zur regionalen Vernetzung bei. Der Turm fungiert als Mahnmal und symbolisches Bindeglied zwischen Erinnerung, Landschaft und europäischer Geschichte.